Sandra Krenn: Gleichnis über Palmen und (andere) Topfpflanzen, 2011

2011, an einem sonnigen Tag. Fiktiver Dialog zwischen der Malerin und ihrem Motiv.

Palme: "Warum malst du ausgerechnet mich, Malerin? Sieh dich um, hier gibt es andere Palmen, die nicht im Topf wachsen und schöner sind."
Malerin: "Und genau deshalb habe ich dich ausgesucht. Du gibst den anderen das Gefühl, frei zu sein."
Palme: "Ich? Ich repräsentiere doch das Gegenteil von Freiheit!"
Malerin: "Warum?"
Palme: "Weil ich in einen Topf gepflanzt bin."
Malerin: "Du stehst allein, du bist kräftig, du wirst dich entwickeln."
Palme: "Zu einer größeren Topfpflanze?"
Malerin: "Zu einer geradlinigen, sinnlichen, ausdrucksvollen Palme."
Palme: "Und wo soll ich Wurzeln schlagen?"

 

Malerin: "Das hast du bereits getan. Und jetzt halt still!"