Judith Schober: Brigitte Bruckner, 2007

 

Hat Brigitte Bruckner ein Motiv ins Auge gefasst, konzentriert sie sich auf das Essentielle und bringt dies in raschen Schritten auf die Leinwand. Die Vorbereitung und der technische Aufwand, die das Entstehen eines Bildes ermöglichen, sind jedoch umfangreicher.

 

Nach jahrelanger Erfahrung verzichtet die Künstlerin mittlerweile völlig auf eine Vorzeichnung. Schon beim Anfeuchten der Leinwand legt sie das Motiv an. Mit einem breiten Pinsel wird vorstrukturiert und dabei ein sehr heller, warmer Grundton bereitet. Dies ist sozusagen die erste Inbesitznahme der Leinwand.

 

Da eine herkömmliche Leinwand zu glatt ist, grundiert Brigitte Bruckner am liebsten selber - insgesamt sechsmal wird der Kreidegrund aufgetragen. Eine recht zeitaufwändige Prozedur, womit allerdings eine andere, intensivere Tiefenwirkung erzielt wird. Eine derart selbstgrundierte Leinwand, kann, wie sie es bezeichnet, mehr atmen.

 

Brigitte Bruckner malt am liebsten mit Borstenpinsel; auch bei schmalen, feinen Linien verwendet sie einen breiten Pinsel von der Kante her. Der Pinsel soll eher hart sein und somit schon selbst Spannung in sich haben. Verirrt sich einmal ein Pinsel mit zu langen Haaren in ihr Atelier, wird er kurzerhand mit der Schere gekürzt.

 

Der körperliche Widerstand von Pinsel und Leinwand sind ihr sehr wichtig. Der Pinsel soll nicht sanft dahingleiten, ganz im Gegenteil, sie hat es gerne, wenn die Farbe tief in die Leinwand hineingestrichen ist. Es muss Druck auf die Leinwand ausgeübt werden, auch wenn dann, wie sie es nennt, langweilige Flächen entstehen. Zum Malprozess gehört also auf jeden Fall ein gewisser Kraftaufwand dazu.

 

Generell verwendet die Künstlerin in ihren Bildern warme Grundtöne. Obwohl sie nur wenige Grundfarben benutzt, sind ihre Bilder letztendlich immer bunt. Schwarz kommt sehr selten vor, und wenn, dann in Mischungen.

 

In verschiedenen Zeiten verwendet sie ganz bestimmte Farben, so haben Sommer- und Winterbilder unterschiedliche Farbtemperaturen. Die meisten Gemälde entstehen im Atelier, da das Arbeiten direkt in der Natur sich durchaus mühsam gestalten kann. Denn dazu benötigt sie natürlich ihre Staffelei, ihre Malutensilien und für alle Eventualitäten Leinwände in verschiedenen Größen.

 

Oft muss es zudem eine ganz bestimmte Stelle sein, die als malenswert erachtet wird, von der abzurücken einen ärgerlichen Kompromiss bedeutet.

 

Bei der Verwendung großer Leinwände wird das Unternehmen bald zu einer logistischen Herausforderung, der Zeitdruck erhöht sich und man ist in zunehmenden Maße der Witterung ausgeliefert. Brigitte Bruckner gibt zudem durchaus zu, viel öfter in der freien Natur malen zu wollen, wenn sie dabei doch nur öfter ungestört sein könnte und nicht von - durchaus wohlwollenden - Passanten in deren spontane Kunstbetrachtung miteinbezogen werden würde, was der Konzentration eher abträglich ist. Nicht zuletzt durch die rasche Arbeitsweise an der Staffelei wirken Brigitte Bruckners Bilder einerseits wild und ungezügelt, andererseits strahlen sie aufgrund ihrer Thematik, in der das Alltägliche zum Hauptprotagonisten erhoben wird, eine große Ruhe und Bestimmtheit aus.