Brigitte Bruckner erzählt Alltagsgeschichten. Sie entzieht sich der Unsicherheit unserer Zeit und widersetzt sich der Hysterie des Neuen. Sie grenzt sich auf diese Weise von den globalisierenden und neoliberalen Strömungen der heutigen Gesellschaft ab. Statt zu erfinden, zitiert sie und trennt Spreu vom Weizen: Schuhe, Schachteln, Landschaften, Zitronen, nicht außergewöhnliches, und nichts einzigartiges aber feinsinnig und apart.

Die besondere Erzählweise wertet die gewählten Motive auf. Die Arbeiten sind reich an heterogenen Elementen und lassen die Seele der Objekte durchsickern. Skizze und Malerei ergänzen sich oder stehen gleichwertig nebeneinander auf dem Bildgrund.

Pentimenti geben nicht nur die tiefsten Gedanken der Malerin preis, sondern

stellen auch einen wichtigen Bestandteil der Bildersprache dar. Sie ermöglichen es dem Betrachter am kreativen Schaffensprozess des Bildwerdens Anteil zu nehmen.

Die Künstlerin grundiert alle Leinwände selbst. Sie nimmt sich Zeit und wiederholt den technischen Vorgang manchmal sogar bis zu sechsmal.

Bruckners Arbeiten zeugen von einer Rückbesinnung auf das handwerkliche Können. Die Freude am Malen ist spürbar und gerade das macht aus jedem Werk ein Unikat. Das Vergnügen darzustellen und die Lust zu Erzählen sind in den Bildschaffungen allgegenwertig.

Die jüngsten Arbeiten Bruckners besitzen eine neue, bemerkenswerte Tiefe.  Der, in den frühen Bildern zu beobachtende Horror Vacui Effekt verschwindet Schritt für Schritt: Landschaften tauchen lyrisch im weißen Horizont des Bildgrundes ab. Sie wirken frei und verwundbar zugleich.

Es Bedarf an Mut und Reife den Schlussstrich zu setzen.

Alte Meister antworteten nicht mit raffinierten Spezialitäten auf den Geschmack ihrer Zeit. Sie weckten Begehrlichkeiten durch ihre Kunstfertigkeit und die Rückbesinnung auf Figuration und traditionelle Bildmaterialien.

Kegelspiel, 1992

Öl auf Leinwand

80 x 80 cm