Gabriele Baumgartner: Gemalte Poesie, 2019
Die morgendliche Stimmung am Ufer des Millstätter Sees, das jahreszeitlich wechselnde Licht, das die Salzburger Berge rund um Altenmarkt am Zauchensee jedes Mal in ein ganz besonderes Kolorit taucht, Kleidungsstücke, die auf Haken im Atelier hängen und die florale Schönheit von arrangierten Blumen im Glas fängt die Künstlerin als Motiv in ihren malerischen Arbeiten auf der Leinwand und dem Papier ein. In den oft über mehrere Jahre bestehenden Werkserien setzt sie sich mit sie interessierenden Landschaften, Gegenständen wie auch Blumen immer wieder auseinander und bannt ihr Sehen und Empfinden der Motive in den wechselnden Lichtsituationen und Stimmungen auf den Bildträger. Manchmal fokussiert sie sich auf einen Ausblick oder ein Detail, ein anderes Mal erzählt sie in einem weiten Ausschnitt von den sie gerade umgebenden Eindrücken. Dabei schafft sie mit ihren prägnant reduzierten Farbstrichen das Wesentliche zu umreißen, gleichzeitig die Farben in ihrer Leuchtkraft zu steigern und dabei viel Raum durch das „Stehenlassen“ der Leinwand und des Papiers für eigene Imagination zu geben. Die Malerin gibt ihr Erlebnis in ihren Werken erzählend preis und lässt den Betrachter in ihre Bildwelt eintauchen, damit er eine eigene Sichtweise auf das Wesen der Landschaft oder des Stilllebens entwickeln kann.
Brigitte Mikl Bruckner lässt sich in kein Genre pressen. In ihrer geistigen Haltung und dem immer wiederkehrenden Aufgreifen eines Motives, dem neuerlichen Erfassen in unterschiedlichen Lichtstimmungen ist man aber verführt, an den französischen Künstler Paul Cézanne und seine vielen Darstellungen des Mont Sainte-Victoire und seine Stillleben zu denken. Beiden Künstlern ist das oftmalige Erarbeiten eines Sujets eigen und somit steht die Künstlerin in einer großen Tradition, die sie sich jedoch völlig zu eigen macht und mit einer malerischen Leichtigkeit, die sogar manches Mal in Richtung Abstraktion tendiert, kontert. Sie ist eine Malerin, deren Sichtweisen oft zu gemalter Poesie werden und die uns als Betrachter mit lyrischen Aphorismen auch auf dieser gedanklichen Ebene berührt.